überlebt? das wird teuer
#2
2.Teil

"So kann es in der Palliativmedizin zu paradoxen Situationen kommen" sagt Ralf Herre von der Kassenärztlichen Vereinigung Brandenburgs. "Es gibt ein Medikament, das dem Schwerstkranken helfen könnte, es kann auch verschrieben werden, aber möglicherweise bleibt der Arzt dann auf den Kosten sitzen."
Nun ist es keineswegs so, dass sich Krankenkassen generell um die Bezahlung lebensrettender Medikamente drücken. Ganz anders als Ks Krankenkasse reagierte ihre brandenburgische Schwester. Die AOK Brandenburg erkannte die Verschreibung von Cannabis-Präparaten in mehreren Fällen an. K. ist sich sicher: Wäre ich wie erwartet gestorben, hätte es wahrscheinlich auch in meinem Fall keine Probleme gegeben. Aber diesen Gefalen wollte ich ihnen nicht tun."
Dass sich die Politik nun endlich ihrer Sorgen annimmt, begrüßen Patient und Arzt. Schnelle Fortschritte versprechen sie sich davon nicht. In der Ostprignitz startet zwar dieser Tage ein Pilotprojekt, das von 2007 an im Ministerium ausgewertet werden soll. Palliativstützpunkte sollen ärztliche Versorgung, Krankenpflege und psychosoziale Betreuung zusammenfassen. Ob und wann sich aber flächendeckend etwas in der ambulanten Versorgung tun wird, bleibt ungewiss.
Das Schicksal eines ähnlichen Modellprojektes im benachbarten Mecklenburg-Vorpommern verheißt wenig Gutes. Dort begleiteten seit 1997 Palliativ-Teams mehrere hundert Menschen durch ihre letzten Lebensmonate. Das Projekt warunbestritten ein Erfolg, im Oktober kündigte Bundesgesundheitsministerin Ulla Schmidt an, diese Form der Sterbebegleitung bundesweit zu fördern. Doch das Vorbild in Vorpommern existierte zu diesem Zeitpunkt bereits nicht mehr. Es war "aus Kostengründen" abgewickelt worden.
Ohnehin helfen Gutachten, Absichtserklärungen und Projektgruppen jenen sterbenskranken Menschen wenig, die zu betreuen Ärzte wie Knud Gastmeier sich nicht länger leisten können. Jetzt geht der Fall K. erst einmal in die nächste Runde, vors Sozialgericht.


Jana Gührer / die zeit nr.8


PS: die journalistin schreibt oben öfter etwas von sterbenskrank und von palliativmedizin (schmerzen lindern, heilen nicht um jeden preis), die situation ist aber oftmals ähnlich mit der menschen im wachkoma, sehe ich jetzt so. Sad

Grüsse, Nikola Maria
http://www.huahinelife.de

Es ist unklug, das Leben nach dem Zeitbegriff abzumessen. Vielleicht sind die Monate, die wir noch zu leben haben, wichtiger als alle durchlebten Jahre. (Leo Tolstoi)
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überlebt? das wird teuer - von ursel - 19.02.2006, 12:05
RE: überlebt? das wird teuer - von ursel - 19.02.2006, 17:19
RE: überlebt? das wird teuer - von Sedolin - 28.02.2006, 23:26

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