rezept
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Hallo,

da ich selbst auch einen ambulanten Pflegedienst leite, möchte ich etwas zur Klärung beitragen.
Was Akinom schreibt, ist zunächst einmal richtig. Die Voraussetzungen, um eine 24-Stunden-Pflege zu bekommen, die fast vollständig durch die Krankenkasse finanziert wird, sind folgende:

Der Patient muss eine Trachealkanüle haben und absaugpflichtig oder maschinell beatmet sein. Dies sind die Hauptgründe, warum dann eine Pflegefachkraft permanent anwesend sein muss. Das Absaugen ist nicht planbar und das Beatmungsgerät muss permanent überwacht werden.

Absaugen unnd Gerät überwachen sind sog. Leistungen der Behandlungspflege, werden ärztlich verordnet und von der KK bezahlt.

Die Angehörigen müssen nun sagen, dass sie diese Tätigkeiten nicht leisten können oder wollen. Und sie müssen darauf bestehen, dass sie ihren Patienten zuhause haben wollen. Niemand kann gezwungen werden, ins Heim zu gehen.

Ein Arzt, möglichst bereits im Krankenhaus, muss ausführlich die Notwendigkeit und Häufigkeit der Maßnahmen beschreiben und diese verordnen. Der MDK wird das alles prüfen.

Man braucht dann einen Pflegedienst, der diese Leistungen qualifiziert anbietet (also mit festangestellten Fachkräften, von denen man ca. 4,5 Stellen braucht, um einen Patienten zu betreuen) und die Vergütung mit der KK verhandelt (i.d.R. zwischen 26,- und 30,- €/Std). Diese Vergütung ist durchaus angemessen, wenn man mal bedenkt, was ein Handwerker pro Stunde nimmt, der ins Haus kommt. Der Pflegedienst schließt dann darüber eine Einzelvereinbarung mit der KK, stellt das Team zusammen und versorgt den Patient. Dies alles dauert in der Regel bis zu 12 Wochen. Es gibt Pflegedienste, die sich auf diese Pflege spezialisiert haben und bundesweit arbeiten.

Davon abgezogen wird in der Regel der Anteil der Grundpflege, also bei Stufe II 3 Stunden und bei Stufe III 5 Stunden/Tag. Diese Stunden werden über die Pflegekasse und/oder als Eigenanteil finanziert (b. B. auch übers Sozialamt).

Das Ganze ist meist ein langer Kampf mit der KK, denn die wollen sich natürlich vor diesen hohen Kosten drücken. Hier können unterstützende Angehörige oft einiges bewegen.

Noch ein Wort zu deiner Meinung, Ursel: es gibt auch bei Pflegediensten gute und schlechte, so wie in allen Bereichen von Dienstleistungen und Handwerkern. Gott sei Dank leben wir aber in einem freien Land und jedermann kann sich seinen Pflegedienst selbst aussuchen. Und an der "Minutenpflge" können die Pflegedienst nichts ändern, diese ist Produkt unseres überperfekten deutschen Pflegesystems. Die meisten Kollegen, die ich kenne, würden sich gerne mehr Zeit nehmen, aber das geht leider meist nicht, denn dann würden sie Pleite gehen.

Soviel zu dem Thema,
liebe Grüsse,
Ralf
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Nachrichten in diesem Thema
rezept - von akinom1 - 01.03.2009, 02:19
RE: rezept - von ursel - 01.03.2009, 09:20
RE: rezept - von wirzweibeide - 01.03.2009, 10:29
RE: rezept - von Bea F. - 01.03.2009, 12:46
[Kein Betreff] - von hilde - 01.03.2009, 14:13
[Kein Betreff] - von ralle - 01.03.2009, 22:29
richtigstellung - von akinom1 - 05.03.2009, 01:44
RE: richtigstellung - von ursel - 05.03.2009, 09:36
RE: richtigstellung - von Bea F. - 05.03.2009, 16:15
[Kein Betreff] - von hilde - 05.03.2009, 18:24
retept - von akinom1 - 10.03.2009, 00:04
RE: rezept - von sophie - 10.03.2009, 19:06
RE: rezept - von mike - 11.03.2009, 15:24
RE: rezept - von akinom1 - 15.03.2009, 20:40
RE: rezept - von akinom1 - 15.03.2009, 21:02

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