Unbeachtet geblieben
#1
Voellig unbeachtet geblieben ist die "Mitwirkung" von Behindertenvertretern im "Gemeinsamen Bundesausschuss", der die beruechtigten Richtlinien zur Ausgestaltung der Leistungen der Krankenkassen beschliesst. Anwesenheitsrecht haben dabei sog. Patientenvertreter. Denen wird eine gleichberechtigte Mitwirkung versagt, sitzen wohl als Alibi-Patientenvertreter dabei. Fuer den Behindertenbereich hat der Deutsche Behindertenrat das Vorschlagsrecht.

Zwischenzeitlich hat sich der Ausschuss am 13.01.2004 konstituiert und am "Katzentisch" haben auf Vorschlag der Behindertenverbaende folgende Personen teilgenommen:

- Prof. Gerhardt Englert (Privatdozent TU Weihenstephan, Vorsitzender
Deutsche ILCO - behindert?)
- Brigitte Faber (Projektkoordinatorin Weibernetz e.V. - m.W. behindert)
- Prof. Dr. Ingo Heberlein (frueher Geschaeftsfuehrer MDK Schleswig-Holstein,
jetzt Professur FH Fulda - m.W. nicht behindert )
- Hannelore Loskill (Vorstandsmitglied BAGH und Vorsitzende Bund zur
Foerderung Sehbehinderter - m.W. behindert)
- Christoph Nachtigaeller (Geschaeftsfuehrer der BAGH - m.W. nichtbehindert)
- Dr. Franz-Josef Oldiges (frueherer Geschaeftsfuehrer des
AOK-Bundesverbandes - m.W. nichtbehindert)
Es wurden m.W. noch noch keine Stellvertreter benannt.

Ich halte das Verfahren der Benennung der Behindertenvertreter ohne breite Diskussion in den Behindertenverbaenden fuer fragwuerdig und die Besetzung fuer teilweise falsch.

Die Kassennaehe von Heberlein und Oldiges halte ich fuer bedenklich - sind doch sowohl die Medizinischen Dienste als auch die Krankenkassen direkt diejenigen, die uns Behinderten erhebliche Leistungseinschraenkungen bringen.

Denn wir Behinderte sind doch nur Kostenfaktor. Ich weiss wovon ich schreibe, denn ich war in meinem Leben vor der Behinderung selbst leitender Mitarbeiter von Krankenkassen. Gern gesehen in den Krankenkassen sind junge dynamische Angestellte und Facharbeiter - nicht aber "Krueppel". Erstere sind ein gutes Risiko, um dass man sich bemueht, letztere ein Kostenfaktor.

Auch verstehe auch nicht, wieso Nichtbehinderte auf dem Ticket des Deutschen Behindertenrates in dieses Gremium delegiert wurden, wo es doch genug qualifizierte behinderte Fachleute in den Verbaenden gibt.

Wie war doch das Motto zum verflossenen Europaeischen Jahr der Menschen mit Behinderungen? Richtig: "Nichts ueber uns ohne uns". Sollte das nicht auch hier gelten?

Werner Schuren
Projekt Soziallotse
...der streitbare Rollifahrer aus Winsen...
(Seufzer des Oberkreisdirektors)
Antworten
#2
Hey Werner,

erstmal herzlich willkommen im Forum. Mir scheint Du kannst uns wertvolle Informationen schenken, die zumindest mir bislang völlig unbekannt waren.

Ich habe zwar gehört daß eine Patientenvertretung mitwirken soll, aber mir was nicht bekannt woraus sie sich zusammen setzt, wer sie bestimmt und welche funktion sie wirklich hat.

Die von Dir geschilderte Aufstellung bringt einen schon zum grübeln. Welche Interessen sollen die nochmal vertreten confused - scheinbar die der Kassen und großen Organisationen Sad .

Diese ganzen Reformen sind irgendwie eh ohne Sinn und Verstand gemacht. Eigentlich nur Chaos ohne eindeutigen Sinn.

Was mich eigentlich am meisten annervt ist, daß alles auf die Behinderten geschoben wird. Wären die nicht dann wären die Kassen obervoll (achja ???? wir rennen nicht dauernd wegen Kinkerlitzchen zum Doktor !!!!). Ich denke die Besetzung hat den Sinn den Schein zu wahren aber der "richtigen" Interessen zu vertreten.

Ich denke aber auch, egal was dabei raus kommt, es wird eh wieder umgeschmissen werden. So wie man schon jetzt an den 10 Euro feilscht, bergeweise Ausnahmereglungen für die Transportkosten und die nicht verschreibungspflichtigen Medikamente macht - so wird auch der Rest gekippt werden - spätestens nach der x-ten unnötigen Einweisung wegen verschlechterung des Allgemeinzustands, unnötig notwendig gewordener OP's, Mehrkosten für Medikamente (Relaxanien, Schmerzmittel, etc.) usw.

Du fragst warum die Behindertenverbände so viele fragwürdige Gestalten einstetzen ??? Nun - weil gerade in den großen Verbänden zu einem Großteil derzeit nichtbehinderte am Ruder sitzen. Hilfe bekommst Du ja eh inzwischen nur noch als gut zahlendes Mitglied - und kompetente Hilfe bei Sonderfällen kannste Dir abschmatzen. Sorry, aber wer braucht wirklich unbedingt Hilfe weil er statt Bett 1 Bett 2 bekommen hat ??? Klar ist es toll das nicht alleine auskämpfen zu müssen, aber an den Stellen wo wirklich dringend Hilfe nötig ist, da gibt sie Dir eh keiner - aber löhnen darfste überall kräftig.

Zum "Jahr der Behinderten" : Da hab ich mich mal an diesen Ausschuß gewandt weil mir aufgefallen war das pflegebedürftige Kinder eigentlich (wie immer) nicht bedacht wurden. Alles ging nur um mehr Hilfe für einigermaßen mobile Menschen - aber die schwerstpflegefälle blieben unberücksichtigt. Nunja - ich hab die also angeschrieben - und weißt Du was mir geantwortet wurde ???? Man könne sich nicht um alles kümmern !!!! Siehste - und diese "Zweisamkeit" nutzen die Vertreter aus. Im Grunde genommen will kein Verband und keine Organisation eine wirkliche Verbesserung für alle - sondern nur ihr eigenes Ziel durchsetzen. So wird es nie etwas werden - und so werden wir immer auf verlorenem Posten stehen. Erst wenn ein Dachverband mal wirklich alles aufgreift und anprangert - dann steht eine geballte Menge an Fällen (Patienten) dahinter - vorher nur ein paar "neurotische Einzelkämpfer".

Gibts inzwischen schon Ergebnisse vom "Katzentisch" ???? Bin echt gespannt was dabei raus kommt.

Liebe Grüße
Bettina
Hoffnung ist nicht die Überzeugung dass etwas gut ausgeht, sondern die Gewissheit, dass etwas Sinn hat, egal wie es ausgeht. (Vaclav Havel)
HP www.sedolin.de
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