Jährlich 5 Millionen
#21
(Fortsetzung)

Spiegel: Heißt das, wir sind mit Fachärzten überversorgt?

Schrappe: Bei uns finden Sie zum Beispiel in jeder kleineren Stadt mit, sagen wir, 60 000 Einwohnern zwei große kardiologische Praxen mit vier Fachärzten, die nicht nur EKG schreiben, sondern alle auch Herzkatheteruntersuchungen durchführen. Genau das macht natürlich auch die örtliche Maximalversorgungsklinik, die mit fünf Oberärzten, zehn Assistenzärzten und einem Chefarzt drei weitere Herzkatheterlabors betreibt. Das bedeutet einen ungeheuren wirtschaftlichen Stress, dauernde Existenznot auf beiden Seiten - und das Geld, um die Krankenhausärzte vernünftig zu bezahlen, fehlt.

Spiegel: Niederländische Kliniker werden also nicht nur besser bezahlt, ihre Arbeit ist zudem auch noch stressärmer?

Schrappe: Ja, das ganze Umfeld ist ruhiger. Auch in den skandinavischen Ländern oder in Großbritannien klappt die Zusammenarbeit zwischen den Ärzten besser - mal ganz abgesehen davon, dass bei uns zusätzlich zu allen finanziellen Problemen auch noch das gesamte Gesundheitssystem umgekrempelt wird. Da kommt einfach alles auf einmal zusammen: Die Maßnahmen zur Qualitätssicherung, die Neuorganisation der Arbeit. Wir haben das alles lange vernachlässigt in Deutschland, und jetzt ist das Geschrei groß.

Spiegel: Also raten auch Sie: Auf ins gelobte Ausland?

Schrappe: Na ja, natürlich ist nicht alles anderswo besser. Aber eines zumindest sagen alle Kollegen, die mal im Ausland gearbeitet haben, übereinstimmend: dass sie dort eine viel bessere Teamarbeit erlebt hätten. Bei uns ist davon nichts zu spüren, da redet der Unfallchirurg nicht mit dem Orthopäden, und die stationär arbeitenden Ärzte sagen, die ambulanten können nix und umgekehrt. Vor allem aber sind unsere Krankenhäuser extrem hierarchisch strukturiert. Da ist es sehr unangenehm, ein Leben lang in den unteren oder mittelleren Rängen zu arbeiten.

Spiegel: Die Kliniken würden nach "altertümlichen Feudalprinzipien" geführt, meinte kürzlich Frank Ulrich Montgomery, der Vorsitzende der Ärztegewerkschaft Marburger Bund. Auch das ein spezifisch deutsches Problem?

Schrappe: Ja, Montgomerey sprach in diesem Zusammenhang von Sitten wir im "preußischen Feldlazarett". Die steilen Hierarchien sind in der Tat ein Relikt aus einer anderen Zeit. Und sie wirken sich äußerst schädlich aus - ich finde das fast tragisch. Gerade da können wir viel vom Ausland lernen, wo es absolut normal ist, wenn ein Student in der Konferenz den Chefarzt fragt, ob er nicht mal ein Röntgenbild erklären könnte.

Spiegel: Das traut sich in einem deutsche Krankenhaus niemand?

Schrappe: Nein, das verstößt gegen die Gepflogenheiten. dabei wären wohl alle zufriedener, wenn sie im Team arbeiten könnten, berufsgruppen- und disziplinenübergreifend, von gegenseitigem Verständnis getragen. Meine Hoffnung ist, dass wir uns dahinbewegen. Das könnte einer der Auswege sein aus der jetzigen Krise.

Spiegel: Und wie oft werden bis dahin noch streikende Ärzte durch die Straßen ziehen?

Schrappe: Die Probleme werden jedenfalls nicht von heute auf morgen beizulegen sein. Denn wenn sich eine Seite auf 30 Prozent festgelegt hat, dann kommt man ja nicht so schnell wieder davon runter. Und auf der anderen Seite haben wir die Arbeitgeber, 2150 Krankenhäuser, die ja die organisatorischen Voraussetzungen für neue Arbeitsstruktueren noch gar nicht geschaffen haben. Meiner Meinung nach haben wir einen langen schwelenden Konflikt vor uns.

Spiegel: Professor Schrappe, wir danken Ihnen für dieses Gespräch.
http://www.huahinelife.de

Es ist unklug, das Leben nach dem Zeitbegriff abzumessen. Vielleicht sind die Monate, die wir noch zu leben haben, wichtiger als alle durchlebten Jahre. (Leo Tolstoi)
Antworten
#22
hallo nikola maria

denke,das gute ärzte auch gut verdienen sollen(die mit und am menschen arbeiten)und alle anderen viel weniger(die nach akte entscheiden und in die wissenschaft gehen).die jungen assistenzärzte müssen erstmal begreifen welchen eid sie geschworen haben,ein arzttitel sagt noch nicht aus,das er auch mit menschen umgehen kann und das patienten ihnen nicht zu"füssen"liegen,anerkennung kann man nicht durch"macht"erlangen,sondern durch gute arbeit.

monika
Antworten
#23
"Ein zu Füßen liegender Patient", wie du schreibst, ist ein sehr praktischer Patient.

Wie Weihnachten! Winke

PS: Man muss nur die Angehörigen loswerden, und einige gehen ja auch leicht und freiwillig. Es wird auch gerne nachgeholfen. Nicht jeder hat den Nerv sich zu kümmern oder in Armut zu leben.
http://www.huahinelife.de

Es ist unklug, das Leben nach dem Zeitbegriff abzumessen. Vielleicht sind die Monate, die wir noch zu leben haben, wichtiger als alle durchlebten Jahre. (Leo Tolstoi)
Antworten
#24
hallo

angehörige kann man sehr schnell loswerden,einige "tipps"stehen in dem buch--anspruch und realität der rechtlichen betreuung--da beteiligen sich auch andere ,die wahrheit wird kurzerhand umgedreht und man ist dann plötzlich selbst der"täter".
ein oftmals aussichtloser kampf gegen diese behörden,vorallem ihrer "schnellen"arbeitsweise.

monika
Antworten
#25
Hallo Ihr Streiter,
es ist sehr interessant, um welche Beträge es hier geht.Wer Verantwortung hat, soll auch entsprechend entlohnt werden. Sicher richtig. Aber- mein Mann ist auch Bauingenieur und bekommt 2400,- €.
Ich arbeite als Sozialpädagogin , erhalte 1750,-€. Beide Angaben sind in Brutto! Ich kenne sehr viele Menschen, die mit weitaus weniger Geld auskommen müssen.
Herzlichst Gudrun
gbrungs
Antworten
#26
Hallo Gudrun,
was du nennst, sind auch nach meinen Erfahrungen und bei Betrachtung meines Bekanntenkreises reale Einkommen. Auch bei Akademikern!
Ich schätze Bettina ja sehr, das Gehalt von 6500.- brutto, das eine Chef-Sekretärin ihrer Meinung nach erhalten soll, finde ich jedoch, äh, etwas unrealistisch. Haare

Am Dienstag, den 13.Dez., gehen die Ärzte wieder auf Strasse.
Der Stern bringt einen netten Artikel dazu. Hier der Link:http://www.stern.de/wissenschaft/arbeit-karriere/arbeit/:Medizinersteik-%C4rzte-Klinik/551213.html
Bevor es nach einer Weile kostenpflichtig wird, eine Passage:
50 Milliarden Euro Sparpotential ohne Verschlechterung der Patientenversorgung. Rund 20 Milliarden würden mit überflüssigen Untersuchungen vergeudet. Im Vergleich zu Schweden werde in D etwa doppelt so viel geröntgt, und die Liegezeit sei im Schnitt doppelt so lange wie in Frankreich." Das ist eine Überversorgung zum Zwecke der Honorarsteigerung derÄrzte." Auf weitere 20 Milliarden Euro schätzt der Verband die Kosten durch Korruption im Gesundheitswesen. Die Schäden infolge ärztlicher Behandlungfehler beziffert Zimmermann auf etwa 10 Milliarden jährlich.

Liebe Grüsse, Nikola Maria
http://www.huahinelife.de

Es ist unklug, das Leben nach dem Zeitbegriff abzumessen. Vielleicht sind die Monate, die wir noch zu leben haben, wichtiger als alle durchlebten Jahre. (Leo Tolstoi)
Antworten
#27
Oh, das Arbeitsgericht hat den Arbeitskampf und mehr Moos untersagt.
Also: Kein Streik heute am 13. Smilesiehe:http://www.zeit.de/online/2005/aeztestreik
Herr Doktor streikt:http://www.zeit.de/2005/50/80rzte-Einkommen
http://www.huahinelife.de

Es ist unklug, das Leben nach dem Zeitbegriff abzumessen. Vielleicht sind die Monate, die wir noch zu leben haben, wichtiger als alle durchlebten Jahre. (Leo Tolstoi)
Antworten
#28
Oh, jetzt fühlen sich auch die deutschen Professoren unterbezahlt, die Armen. Applaus
http://www.spiegel.de/unispiegel/jobund beruf/0,1518,390169,00.html

Scheint eine hochinfektiöser Keim zu sein, so ne Art Vogelgrippe.
Ich finde die paar Cent, mit denen ich für meine Intensivpflege rund um die Uhr abgespeisst werde ja auch etwas zum in die Tonne treten.

Geldgeile Grüsse,
Nikola Maria
http://www.huahinelife.de

Es ist unklug, das Leben nach dem Zeitbegriff abzumessen. Vielleicht sind die Monate, die wir noch zu leben haben, wichtiger als alle durchlebten Jahre. (Leo Tolstoi)
Antworten
#29
hallo ursel
nicht aufregen, "geldgeil",(du,bist es ganz sicher nicht),es sind die,die eh schon nicht wissen wie sie das geld ausgeben können und wie sie es an der steuer vorbeibringen können.
es gibt eben berufszweige,die durch streiks immer ihre forderungen durchsetzen können.im gesundheitswesen braucht nur die behandlung verweigert werden und schon hat man auch die patienten auf seiner seite und somit kann man davon ausgehen,das es einen positiven ausgang geben wird.
wer macht hat,wird sie mit allen mitteln verteidigen.
wenn im gesundheitswesen nach"heilungserfolg" bezahlt werden würde,könnte viel eingespart werden und die ,die am(mit)dem patienten arbeiten, können dann auch besser bezahlt werden.
wer ans "große" geld kommt,wird auch nicht überlegen,ob etwas sinnlos oder was wichtig ist,für nachschub wird schon gesorgt werden.

monika
Antworten
#30
Hallo Monika, mit Deiner Analyse hast Du sicher völlig Recht.
Wie sagte Berthold Brecht: "Erst das Fressen, dann die Moral".

Noch ein informativer Artikel im Spiegel zum Thema, der gut darstellt, wer die richtig gute Kohle abgreift.

http://www.spiegel.de/spiegel/0,1518,399049,00.html

(leider ein nach einer woche kostenpflichtiger artikel)

Grüsse, Nikola Maria
http://www.huahinelife.de

Es ist unklug, das Leben nach dem Zeitbegriff abzumessen. Vielleicht sind die Monate, die wir noch zu leben haben, wichtiger als alle durchlebten Jahre. (Leo Tolstoi)
Antworten


Gehe zu:


Benutzer, die gerade dieses Thema anschauen: 1 Gast/Gäste