Von jetzt auf gleich! Und jetzt?
#1
Hallo!

Ich bin neu hier. Ich heiße Steffi und bin 24. Ich bin durch Zufall auf diese Seite gekommen und bin echt begeistert. Es ist schön zu wissen, dass man manchmal doch nicht so alleine ist wie man glaubt. Ich bin mit der Situation von meinem Vater ziemlich überfordert glaube ich. Vielleicht sollte ich einfach mal von vorne Anfangen.

Mein Vater hatte Ende Februar einen Arbeitsunfall nichts schlimmes er hat sich zwei Bänder am Fußgelenk gerissen und die Kapsel angerissen. Dies musste operiert werden. Da mein Vater aber nicht gerne ins Krankenhaus geht, hat er sich bei einem Unfallchirurgen ambulant operieren lassen mit einer Rückenmarksnarkose und durfte am selben Tag noch nach Hause. Das war ein Donnerstag. Am Wochenende drauf hatte mein Vater einen Kreislaufzusammenbruch. Er rief mich an und erzählte mir davon. Ich fragte sofort, ob er sich sehr weh getan hat oder ob er sich den Kopf gestossen hat. Er sagte es wäre nicht so. Aber von da an hat er immer über starke Kopfschmerzen geklagt. Keiner hat das mit dem Sturz in Verbindung bebracht. Irgendwann waren seine Kopfschmerzen so schlimm da bat er mich, dass ich mit ihm zum Arzt fahren solle, da er ja selber nicht fahren konnte wegen dem Gipsfuß. Der Arzt sagte dann es könne an der PDA liegen, dass er vielleicht dabei zu viel Gehirnwasser verloren hat. Sie ordnete ein Schädel-CT an und sagte er solle aber noch sehr viel Wasser trinken mind. 5 Liter am Tag. Ich machte für meinen Vater sofort einen Termin für die Schädel-CT aber wie das immer so ist habe ich erst einen für eine Woche später bekommen. Also hab ich meinen Vater nach Hause gefahren und bat meinen Bruder noch ihm eine Kiste Wasser zu kaufen weil ich zur Arbeit musste.

Abends sagte mir mein Bruder dann, dass Papa die Tür nicht aufgemacht hat und auch auf Telefon nicht reagiert hat. Wir haben uns nichts dabei gedacht und hofften dass er endlich mal in Ruhe schlafen kann. Weil er aufgrund der Kopfschmerzen schon mehrere Nächte nicht ordentlich geschlafen hat. Aber am anderen Morgen dann hab ich mir schon Sorgen gemacht weil von meinem Vater immernoch keine Reaktion kam. Gott sei Dank hab ich eine Wohnungsschlüssel von Papas Wohnung und bin rein. Ich fand ihn im Schlafzimmer völlig schläfrig und er reagiert auch nicht auf mich. Also rief ich den Krankenwagen. Die Sanitäter vermuteten eine Medikamenten überdosierung und nahmen ihn dann mit ins Krankenhaus. Im Krankenhaus dann haben sie mir nach 2 Stunden warten gesagt, mein Vater würde verlegt nach Münster. Weil er eine Gehirnblutung hat die schnellstmöglich operiert werden muss. Keine 20 Minuten später war mein Vater schon auf dem Weg. Als ich dann ca. 1 1/2 Stunden später in Münster ankam und nach ca. 1 1/2 Stunden warten. Teilte ein Arzt uns mit dass mein Vater 2 mal operiert werden musste. Wir durfen ihn dann noch kurz im Aufwachraum besuchen und mussten dann fahren. Am nächsten Morgen war mein Vater schon wieder im OP als wir in Münste rankamen weil man ihm die Schädeldecke entfernen musste weil das Gehirn nicht aufhören wollte zu schwellen. Seit dem ist mein Vater im Koma erst im künstlichen und nunmehr im Wachkoma. Eine ReHa wurde nie gemacht, weil das Gehirn von meinem Vater wohl schon so kaputt sein soll, dass da "nichts mehr zu rehabilitieren ist". Er ist in einem Pflegeheim. Ich habe seine Betreuung und besuche ihn mindestens einmal die Woche.

Ich hab jetzt sehr viel geschrieben aber ich denke, dass hier genau der richtige Ort für so etwas ist. Ich bin zur Zeit einfach völlig überfordert und langsam mit meinen Kräften am Ende. Vielleicht mag sich ja der ein oder andere dazu äußern.

Gruß Steffi
Die Hoffnung stirbt zuletzt.
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#2
Liebe Steffi!
da hast du recht, hier ist genau der richtige Ort, um sich alles von der Seele zu schreiben und anderer Meinungen dazu zu bekommen.
Seit wann ist denn dein Papa im Pflegeheim? Können die Ärzte wirklich schon definitiv sagen, dass das Gehirn nicht mehr leistungsfähiger werden kann, wenn er ja noch im Wachkoma liegt? Also uns sagt man immer, das man die richtigen Schäden bei meinem Papa erst erkennen kann, wenn er ganz wach ist. Er liegt zwar nicht im Wachkoma aber ich weiß nicht, ob das beim Wachkoma-Patienten soviel anders ist?!

Hast du denn Angehörige oder Freunde, die dich unterstützen und dir Kraft geben? Also ich persönlich muss sagen, dass mir mein Mann und andere sehr viel Kraft geben, wenn ich mich auch mal da ausweinen oder einfach nur aussprechen kann. Und die mir auch Mut zusprechen können.
Aber ich verstehe dich, es zehrt an den Nerven. Aber ich habe mittlerweile gelernt, damit umzugehen und einfach immer voraus zu schauen und mich zu freuen, dass ich überhaupt noch einen Papa habe, genauso wie du auch Smile Es hätte auch sonst wie ausgehen können, aber sie leben, wenn auch jetzt gerade anders Smile

Weiterhin alles alles Gute für dich!
Liebe Grüße
Carina
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#3
Hallo Carina!

Ersteinmal freut es mich, dass ich eine Antwort bekommen habe. Dankeschön.

Mein Papa liegt seit dem 16.04.2007 im Pflegeheim. Gerademal 4 Wochen nach seinem "Unfall". Kam mir auch erst spanisch vor, aber die Ärzte im Krankenhaus meinen, dass mein Vater im Wachkoma liegt weil er soviele Schäden am/im Gehirn hat. Das Gehirn muss wohl auch innerlich geblutet haben. Aber ich als Laie hab da natürlich keine Ahnung von, ich muss leider glauben was mir die Ärzte sagen. Und laut den Ärzten soll das auch ein sehr schlechtes Zeichen sein, dass mein Papa Spastiken an den Händen zeigt.

Mein Freund, meine Mama und meine Brüder stehen natürlich voll und ganz hinter mir. Aber allesamt haben selbst genug um die Ohren. Meine Brüder sind noch jünger wie ich und wahrscheinlich genauso überfordert wie ich auch wenn nicht sogar schlimmer. Meine Mama hat genug mit ihrem Geschäft zu tun. Außerdem haben wir noch eine pflegebedürfte Omi zu Hause. Die eine rund-um-die-Uhr-Pflege benötigt. In dieser Pflege bin ich auch noch mit eingebunden.

Aber nichts desto trotzt bin ich natürlich froh, dass mein Papa noch lebt. Auch wenn anders. So wie Du schon sagst Wink Mein größter Wunsch ist nur, dass mein Papa irgendwann mal sagen kann, ob ich alles richtig gemacht habe oder ob er mit meinen Entscheidungen unzufrieden ist.

Für Deinen Papa drück ich Dir natürlich ganz fest die Daumen
:hoch: Liegt Dein Papa noch im Krankenhaus?

Gruß Steffi
Die Hoffnung stirbt zuletzt.
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#4
Liebe Steffi!

Also mein Papa lag auch 4 Wochen auf der Intensivstation und ist jetzt seit guten 6 Wochen in Reha. Er ist vom Bewusstsein her immer noch nicht ganz wach, aber ich glaube ganz fest dran und bin überzeugt, das er noch ganz aufwacht und alles wieder erlernen kann. Also bei meinem Papa mit im Zimmer in der Reha lag ein Junge, der im Wachkoma lag. Und es liegen noch mehrere in der Reha dort im Wachkoma. Ich würde mir das mal ganz genau erklären lassen, warum dein Papa in keine Reha kann, ich mein, verlieren kann man ja nichts.
Spastiken können entweder von der Muskulatur oder vom Gehirn ausgehen. Wenn sie von der Muskulatur ausgehen, kann man sie "wegtherapieren". Wenn sie vom Gehirn ausgehen, bleiben sie wahrscheinlich und es ist ein bleibender "Schaden". So hat man es uns erklärt und finde ich auch sehr logisch die Erklärung.

Ich kann mir nicht vorstellen, dass dein Papa irgendetwas an deiner Betreuung auszusetzen hat. Er ist dir sicherlich eher dankbar Smile
Ich wohne leider mit dem Auto 2 Std. Fahrtzeit entfernt von seiner Reha und kann deshalb nicht soo oft kommen, aber ich hoffe, das ich ihm damit trotzdem helfen kann. Schau auf die Zeichen, die dir dein Papa gibt, so mache ich es, und darauf vertraue ich. Weil es weiß niemand, wieviel derjenige Patient mitbekommt, und durch genaues Hinsehen und Aufpassen erkenne ich sehr gut, was ihm passt, was er nicht so toll findet, wie er auf Schmerzen reagiert usw.
Gib die Hoffnung nie auf Smile

Liebe Grüße
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#5
Ganz genau so ist es, lasst ihn spüren,das ihr Ihn noch braucht!
Zeigt ihm eure Liebe und Zuwendung!
Im Wachkoma bekommt man mehr mit als man so denkt!
Spielt seine Lieblingsmusik wenn möglich!
Streichelt Ihn, und massiert Ihn,er wird es spüren!
Lasst ihn an eurem Leben teilhaben so gut es eben geht!
Lasst Ihn spüren das ihr Ihn noch nicht abgeschrieben habt, Im Wachkoma ist man sehr sensibel er würde es spüren!
Viel Kraft von hier Dieter
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#6
Hallo zurück.

Tut mir leid, dass ich lange hab nichts mehr von mir hören lassen aber mein Papa macht uns schon wieder Sorgen. Er liegt im Krankenhaus mit Lungenentzündung. Das alleine war schon mal wieder ein sehr großer Schock für uns man weiß ja was eine Lungenentzündung für einen Menschen im Wachkoma bedeutet. Jetzt hatte er auch noch Blut in der Lunge und der Verdacht wurde geäußert, dass mein Vater jetzt auch noch Lungenkrebs haben könnte. Dies wurde aber Gott sei Dank durch eine Lungenspiegelung verworfen war falscher Alarm. Trotzdem habe ich ganz schön Angst um meinen Vater. Ich habe mich nämlich auch dafür ausgesprochen, dass bei einem eventuellen Kreislaufzusammenbuch oder ähnlichers keine Gegenmaßnahmen ergriffen werden sollen. Ich bin mal wieder völlig am Ende. Aber das kennt ihr ja alle selber gut genug Wink

Ganz lieben Gruß von Steffi
Die Hoffnung stirbt zuletzt.
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#7
Liebe Steffi!

Mein Papa ging schon ein paar Mal ganz knapp einer Lungenentzündung vorbei, und ich hoffe, dass es so bleibt. Habe mich trotzdem immer wieder darüber erkundigt und habe herausgefunden, das das bei solchen Patienten sehr oft vorkommt und das die Ärzte wirklich ihre Möglichkeiten haben, dies völlig in den Griff zu bekommen.

Zum Glück wurde die Diagnose Lungenkrebs wieder zurückgenommen. Das hätte ja gerade noch reingepasst. Das, was passiert, wenn eingegriffen werden muss, muss denke ich jeder für sich selbst entscheiden. Aber ich finde es gut, dass du für dich deine Entscheidung getroffen hast, was sicherlich auch nicht leicht war für dich.

Ich wünsche dir und deinem Papa weiterhin alles Gute, und hoffentlich geht die Lungenentzündung ganz schnell vorüber.

Lg
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#8
Hallo Steffi,
ich weiß leider auch nur zu gut wie einem so etwas aus der Bahn werfen kann. Auch meine Mutter hatte nach 2 Wochen Aufenthalt im Heim eine Lungenentzündung. Man denkt, dass nun alles mehr oder weniger in geregelten Bahnen läuft nach der Achterbahnfahrt und der Alltag mit einer neuen Situation beginnt und dann kommt eine Lungenentzündung und irgendwie fängt alles wieder von vorne an. Man macht sich große Sorgen ob der Organismus schon wieder stark genug ist die Entzündung zu überstehen und man fährt wieder täglich ins KH.
Gott sei dank hat meine Mutter die Lungenentzündung gut überstanden.

Hat man den herausfinden können woher das Blut in der Lunge stammt?
Es ist gut dass es kein Lungenkrebs ist aber es hört sich doch irgendwie beunruhigend an.

Liebe Grüße
Schnecke
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#9
Hallo Steffi, ich bin neu hier und habe deinen Beitrag gelesen.
Ich möchte dir Mut zusprechen.
Meine Schwester hatte vor genau einem Jahr einen Unfall.
Sie wurde im Wald von einem herabfallenden Ast schwerst verletzt,
wurde zweimal operiert, auch die Schädeldecke mußte vorerst entfernt werden, weil der Hirndruck zu stark war.
Die Ärzte sagten uns, das Gehirn wäre Matsch, es wäre niemals mehr eine Besserung möglich, kein Erkennen, keine Wahrnehmung, nichts mehr. Ich habe nur noch darauf gewartet, dass sie wegen Organspende fragen.
Heute lebt meine Schwester bei mir zu hause. Sie liegt immer noch im Wachkoma, aber sie erkennt mich, sieht mich an, die Spastiken in den Extremitäten sind zurückgegangen, man konnte schon starke Medikament absetzen und vor 4 und vor 2 Tagen war sie für 2-3 Minuten richtig wach.
Also, lass dir nicht sagen, dein Vater bekommt nichts mehr mit.
Er spürt mehr, als du je ahnst.
Gebt ihn nicht auf, denn wenn er das spürt, gibt er sich selbst auf.
Ich wünsche dir viel Kraft.
Liebe Grüße Manuela
Antworten
#10
Hallo Steffi, ich bin´s noch mal.
Möchte dir gern ein Taschenbuch empfehlen.

Der Titel heißt - Bis auf den Grund des Ozean -

Lies es dir bitte durch. Es wird dir helfen

LG. Manuela
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