so viele fragen...
#1
puuuh, wo fange ich nur an...
bei dem einen freund darf niemand zu besuch kommen (die eltern wollen es nicht). das ist doch nicht gut, oder?

beim anderen bin ich fast jeden tag... ich beobachte ihn immer sehr intensiv und ich "bilde" mir reaktionen ein.
er folgt mit den augen, wenn ich mich bewege. es sieht aus, als wenn er grinsen würde, wenn ich einen witz erzähle...
an guten tagen reagiert er auf fragen mit nicken oder kopfschütteln. das kann doch alles kein zufall mehr sein?
er wurde vom blitz getroffen, auf dem weg von der arbeit heim, war tot und ist dann reanimiert worden. noch ist er abhängig von der beatmung und fiebert immer wieder auf (aber "nur" bis ca. 38,5 grad). sein gehirn war ca. eine viertel std. ohne sauerstoff, die ersthelferin meinte, er war schon blau angelaufen, als sie eintraf. ich denke mir, dass das wohl nicht gut sein kann. irgendwie sind meine beobachtungen aber durchwegs positiv, so dass ich mir einen krassen gehirnschaden eigentlich gar nicht vorstellen kann (bzw. will).
er ist doch erst 18 jahre alt...
bin immer offen für tipps, anregungen, etc.

gruß, andrea
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#2
Hallo Andrea,

was Du beschreibst macht schon nahezu Hoffnung auf vollständige Besserung.

Wie lange ist der Blitzunfall her, und was meinen die Intensivärzte?

Löchere die Pfleger und Ärzte mit Fragen, so erfährst Du wesentliches.

Was ist mit dem anderen Freund? Auch vom Blitz getroffen? Waren die zu Zweit auf dem Heimweg?

Erstmal alles Gute und den Freunden beste Wünsche,
Ursel


Edit: ok, grade erst gelesen, Motorradunfall. Sehr schlimm.

Nebenbei, wollte ich immer machen. Hatte mich mal mit einem Motorradfahrerer unterhalten, der beruflich Krankenpfleger ist. Ich erzählte ihm von dem Traum, ein Motorad zu besitzen, und er bemerkte leichthin, dass die Meisten, die in die Klinik kommen, Reiter seien, Motorradfahren sei harmlos.
Seitdem schaue ich mir die Pferde, die ich zum Reiten zugeteilt bekomme, mit ganz anderen Augen an. W00t
http://www.huahinelife.de

Es ist unklug, das Leben nach dem Zeitbegriff abzumessen. Vielleicht sind die Monate, die wir noch zu leben haben, wichtiger als alle durchlebten Jahre. (Leo Tolstoi)
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#3
der unfall ist erst sechs wochen her... die ärzte geben noch keine prognosen... aber es ist fakt, dass sein gehirn ne viertel stunde ohne sauerstoff war...
heute hatte er wohl keinen guten tag, war ziemlich apathisch und müde...
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#4
nun, nach 6 wochen muss er jetzt dann aufwachen.

da du ihn als präsent beschreibst, wird er mit zum beispiel antiepileptika alssogenannte krampfprophylaxe zu sehr sediert? oft ein fehler.

viertel stunde sauerstoffmangel kann viel oder nicht so tragisch sein. die fälle gibt es in der tat, bei denen dies fast spurlos vorrübergeht.
die anschließende therapie auf der intensivstation ist die gefährliche klippe. da passieren die abstürze.

ärzte geben NIE prognosen. das haben sie gar nicht nötig. sie würden auch viel zu oft danebenliegen.

höre ich wie wenn es erst gestern gewesen wäre: ihr kind wird das gymnasium besuchen können.
am dritten tag. am fünften hatten sie ihn dann erledigt mit ihren unseligen medikationen und weiterem.
mir erzählte herr prof. korinthenberg (muss man nicht kennen) nach einem monat immer noch, er (und er ist ja sowieso der tollste) hätte noch kein so kleines kind gesehen (14 monate) welches im wachkoma verharren würde.

genug der horrorstorys, so schlimm ist es nur selten.


alles gute,
ursel
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#5
ja, er bekommt diazepam und weiß der kuckuck was noch . tavor ham sie ihm auch schon gegeben. und dann besitzen die die frechheit zu sagen: "der schläft ja die ganze zeit!"... ja, ne is klar...
meines erachtens nach wird er viel zu krass sediert... aber ich bin ja kein arzt...
leider hängt er halt immer noch an der beatmung, die war schon weg, dann hat er aber ne pneumonie bekommen und musste wieder beatmet werden.

wieso meinst du muss er nach sechs wochen jetzt aufwachen?
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#6
Sechs Wochen Koma sind schon sehr lange. Mir sagten Ärzte vor knapp 10 Jahren, bis zu einem Jahr sei möglich mit anschließendem Erwachen, das wurde mit den Jahren an Erfahrung erst auf ein halbes Jahr nach unten korrigiert, um letztlich bei zwei Monaten zu landen.
So die Erfahrung, danach wird es schwierig mit dem Erwachen.

Das gibt es, immer wieder. Aber es ist alles andere als wahrscheinlich.
Kürzlich ist ein Pole nach 17 Jahren Pflege zuhause aufgewacht, das ist aber eine echte Ausnahme.

Dein Freund muss schnell erneut von der Beatmung runter, dann fällt unter anderem auch das Argument, dass er nicht gegen die Maschine atmen soll, weg.
Ein Grund weniger, ihn zu sedieren. Wie schon geschrieben, dann kommt wahrscheinlich die “Krampfvorbeugung” durch hochdosiert Luminal. In vielen Fällen schlichtes Ruhigstellen für das Pflegepersonal.
Tausendmal erlebt, wenn sich jetzt jemand gestört fühlen möchte...
Wie viele Diskussionen ich in den Kliniken deswegen führen musste, ich kann die Stunden nicht zählen.


Finde ich toll, dass Du ihm helfen möchtest, berichte weiter, alles Gute,
Ursel
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#7
ihr lieben pfleger , schwestern und ärzte : ihr macht teilweise echt einen super job, aber manchmal setzt es bei mir aus?
was kann man einem menschen noch antun?
muss man einen appaliker mit einem fäkalkollektor quälen? das ist doch nur arbeitserleichterung...
aber zumindest ist es heute mal gegangen, ihm ne boxershort anzuziehen...
warum sedieren sie so sehr? na klar, ist ja arbeitserleichternd...
wenn bei ihm der alarm geht, "sauerstoffsättigung tief" oder "apnoe", wird einfach mal vom stützpunkt aus der alarm ausgeschalten... ja ne, ist klar... es ist ja eh wer bei ihm, so denke ich confused

was erfreuliches: beim heutigen besuch sass er im mobistuhl, war weg von der beatmung und hat selber geatmet. je mehr man ihn dafür lobt, desto besser atmet er...
heute hat er auch meine hand leicht gedrückt und ich habe ein experiment gewagt: habe einen filzball genommen und ihm gesagt , er soll den doch mal zwischen den beinen einklemmen... das hat er gemacht...
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#8
Seine Fortschritte sind sehr gut, so soll es weitergehen….

Das mit dem Alarm ist relativ normal, die Alarmtöne variieren, von relativ harmlos bis sehr ernst. Die Schwestern haben das drauf, nicht ständig laufen zu müssen. Manchmal stellen sie die Alarmgrenzen so ein, dass das Gefiepe nur im ziemlichen Notfall anschlägt, das ist riskant.
Apnoen sind frisch weg von der Beatmung erstmal nicht so schlimm.
Wenn er gänzlich aufhören sollte selbstständig zu atmen, wäre der Alarm ein anderer und die Schwestern würden alles stehen und liegen lassen und zu ihm gerannt kommen.

Nicht verzweifeln und alles Gute,
Ursel
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#9
joa, man reagiert halt sehr krass- zumal ich es während der unzähligen pflegepraktikas, die ich absolviert habe anders gemacht habe...
aber naja...
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#10
hallo andy
ein Alarm kann auch "gerätebedingt" sein...z.B.bei der O2-Sättigung, dass er vom Finger rutscht.wie gesagt,es kommt auch auf die Einstellung der Toleranz drauf an...andererseits wenn es dauernd bimmelt und nur eine kurzfristig minimale Überschreitung da ist,dann ist das auch nicht zielführend.Man wird sich am Zustand des Patienten orientieren wo man die Limits setzt.
Es klingt hoffnungsvoll, wenn er auf deine Aufforderungen schon reagiert, immer weiterüben und viel loben!!
Meinst du mit "Fäkalkollektor" das Inkontinenzmaterial?
Wie würdest Du das Problem lösen,wenn er noch nicht signalisieren kann, wenn er das Bedürfnis danach hat?
Hat er einen Blasenkatheter?
die geübte Praxis mit dem Sedieren und der Krampfprophylaxe kenn ich auch....hab sie ja dann auch abgelehnt und abgesetzt...als ich das konnte.
Die Gefahr eines Epi-Anfalles nach SHT.wird als größer beschrieben, Es ist abzuwägen, was mehr Schaden anrichtet.Die Nebenwirkungen der Medikamente..und die sind oft heftig und können von Komapatienten ja auch nicht artikuliert werden, manche sieht man halt dann im Blutbild...,,oder die Gefahr eines Anfalles mit seinen Folgen.
Fakt ist: Da will niemand die Verantwortung für die Folgen (und das Risiko dann belangt zu werden) auf sich nehmen und so wird eben vorbeugend gegeben.
Das ist aber in vielen anderen Bereichen wie ich erleben durfte auch so, dass nur die Wahl bleibt: Schlucken oder Mut zum Risiko und Eigenverantwortung.
Welche Pflegepraktika hast du gemacht?...Dann kannst du dich ja einbringen und hast vielleicht auch Glück ernst genommen zu werden.

Zur Aufwachdauer:
Natürlich ist es besser je schneller die Klienten aufwachen.Aber zu sagen nach so und soviel Zeit kommt nichts mehr, das ist einfach zu vermessen.NIEMAND weiß es genau und jeder Mensch ist einzigartig und hat sein Tempo und seine Gründe. Es ist unsere Aufgabe und Pflicht ihnen eine Perspektive für das Aufwachen überhaupt zu geben und ihnen die Unterstützung und Begleitung dabei zuzusichern.Denn damit ist es ja nicht abgetan.Je bewusster sie werden, desto härter ist es für sie.
Und niemand kann sie zu diesem Schritt zwingen.Aber er soll ihnen auch nicht unnötig schwer (Sedierung) oder gar unmöglich gemacht werden.
hilde
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