ein Wachkomapat mehr in Dtld. - mein Papa und das Wachkoma
#1
Hallo Forum,
nachdem ich die letzten Tage hier viel von euren Erfahrungsberichten gelesen habe,wollte ich mich jetzt selber anmelden. Mein Name ist Melanie und der Patient ist mein Vater. Von Rhythmusstörungen zum Infakt, einer langen Reanimationsphase, massiver Sauerstoffunterversorung, vom künstl. Koma zum Wachkomastatus.
Der Vorfall selbst ereigente sich vor 14 Tagen plus einem Tag.

Der eigentliche Grund warum ich schreibe ist, dass man so unsicher und hilflos bei Vielem ist, immer wieder Fragen hat wie man z.B. erkennen kann, ob jmd wach wird bzw vllt schon wach ist. Wie das Schicksal so spielt, ist er in einem KH gelandet, wo es weder eine Neurologie, Neurologen noch vermutlich wichtige bildgebende Verfahren gibt. Er wird intensivmed betreut und ich muss sagen, dass dort alles standardmäßige gemacht wurde, 24h Kühlphase und das künstl. Koma für einige Tage eingeleitet. Man hatte keine Hoffnung, dass er die erste Nacht übersteht. Die Werte haben sich dann sofort gebessert, alle Organe arbeiten und der Kopf/Gehirn ist jetzt das Hauptprob, er ist stabil, verlegungsfähig sagen die Ärzte, atmet brauch nur gelegentliche Unterstützung. Direkt nach dem künstl. Koma gab es kaum Reaktionen. Man sagte uns zu 99,9% wacht er nicht mehr auf. Vllt kann man so eine Aussage aufgrund von Statistiken abgeben, aber ohne bildgebende Verfahren? Kann man sowas nur mit minimalen Reflextests sagen ohne Bildverfahren, welche und wieviele Bereiche abgestorben sind?

Dann aber fing es an sich was zu tun, was man anfangs auch gut alles als "nur" Reflexe abtun konnte. Er kann schlucken, spielt mit dem Mund, gähnt, runzelt die Stirn, reagiert auf Ansprache (indem er sich zuwendet und guckt) und bei Berührung, zumindest mit einem Auge kann er folgen und fixieren, kann die Schulter und den Kopf drehen. Hatte auf eine Armberührung von Schulter bis Hand eine Abwehrbewegung gezeigt. Gestern kam ich schwer ins Grübeln, ich meinte gestern zu ihm (Papa ich kann heute nicht deine Hand nehmen, weil die unter der Decke ist und er hat die angehoben, ich konnte die Decke wegtun und seine Hand greifen. Er hatte auch beide Augen ganz auf (ich weiß das heißt nichts). Er hat auch jetzt ein erhebliches Schmerzempfinden, weil ein Luftröhrenschnitt gemacht werden musste und er dama. Die Ärzte und Pfleger haben gesehen, wie er sich diese Kanüle mit beiden Händen wegmachen wollte. Kann es sein, dass er mich hört, erkennt, erahnt machen kann was man ihm sagt, irren sich die Ärzte und er ist wach? Täglich kommen Dinge dazu. Die Ärzte und Pfleger können ja nie so lange da sein wie wir und wir haben std nichts anderes zu tun als ihn zu unterhalten und beobachten, da fällt uns vieles auf. Man traut sich nicht was zu sagen, weil man denkt Wunscheinbildung der Familie und die Ärzte sich ja so sicher mit ihren 99 Prozent sind und ihn "mental" aufgegeben haben.

Ich muss jetzt leider los, komme später oder morgen früh wieder.
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#2
Hallo Milkyway,

wie alt ist dein Vater ?
Nachdem was du schreibst sollte er schnellstmöglich in eine Neurologische Frühreha verlegt werden.
Haben sich die Ärzte diesbezüglich schon geäussert ?

Gebt die Hoffnung niocht auf.

Grüsse
Ingo
Ingo ( 02/68 ) pflege meine Frau Christine ( 06/69 ), Wachkoma MCS nach Schlaganfall 2008, pflege seit Mai 2009 zu Hause
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Mein Baby gehört zu mir, ist das klar ?
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#3
Hallo,

toll, dass ihr antwortet. ingod, ihr habt auch schon viel mitgemacht, wie Operationen etc.

Er ist 58 Jahre alt.

Wir wollten ihn erst verlegen lassen in eine Klinik mit Neurologie, aber die Ärzte meinten, andere KH haben nur die Diagnostik und unternehmen/aktivieren auch nicht mehr als die Intensiv. Sinn mache es, eine Frühreha anzustreben. Die haben wir gestern beantragt. Aber auch dem Ganzen sehe ich mit gemischten Gefühlen entgegen. Er kriegt die ganzen tollen Therapien, wird davon profitieren. Aber echt hart die dann halb anzubetteln, kriegen wir noch ne Woche... Je nach Entfernung können wir nicht immer da sein. Und doch weiß ich, dass es das Beste für ihn ist. Habt ihr gute Erfahrungen mit den Rehas?

Ich denke bei einer ersten Reha gibt es vllt keine großen Probleme, dass der Träger ablehnen könnte. Aber hier habe ich viel gelesen dass man neue Probleme bekommt, wenn es um die Dauer des Reha-Aufenthaltes und evtl. Folgerehas etc geht. Gerade wenn es um Krankenkassen und Bewilligungen geht. Wir waren vorher nie in einem Sozial-Verband oder so, haben (noch) keine Rechtshilfe. Nehmen die einen auch auf und helfen, wenn das Kind quasi schon in den Brunnen gefallen ist?

Überhaupt machen wir uns auch viele Gedanken um Kosten. Viele von euch pflegen die Angehörigen zuhause, was bewundernswert und meiner Meinung nach, vermutlich alles andere als einfach ist. Man hört, dass es gut ist für den Betroffenen weiter in der Alltagsumgebung und vor allem Familie zu sein. Aber ich denke auch, dass es nicht so einfach ist, wie es sich anhört. Man sieht Prospekte mit 24h Pflegedienst. Sowas kostet, ist das überhaupt alles finanzierbar und realistisch? Wenn sowas passiert hat kaum jmd Pflegeerfahrung. Der Rest der Fam tendiert glaube ich zum Pflegeheim, das sind keine Unmenschen. Aber man fühlt sich bei dem Gedanken auch nicht 100% gut dabei. Dann muss man einen Platz finden, der Wachkoma Leute aufnimmt, wahrscheinlich auch nicht vor der Haustür. Wie sind eure Erfahrungen?

Es ist alles echt schwer zu verkraften. Jeden Tag neue Sorgen.

Gestern hat er sich ganz oft konzentrieren können, wird ruhiger wenn wir reden. Ich habe versucht ihn zu umarmen, wir haben ihn beide berührt (an Armen und Händen) und geredet wie immer. Dann kam eine Träne gekullert. Er hat nach einer Zeit gegähnt, aber wollte nicht einschlafen, hat die Arme und Hände viel bewegt. Man hat ihm leise Radio angemacht und den Fernseher zu ihm gedreht, vllt durfte er kurz Tv gucken? Ich bin überzeugt, dass er uns irgendwie versteht. Und es sieht aus, als mache ihm Panik das er eingeschränkt ist, nicht so kann wie er will. Er hat geschwitzt, so angestrengt war er gestern. Und je aktiver er ist, desto höher wird die Herzfrequenz.
Ätzend ist, dass die Ärzte immer vor seinem Bett konferieren müssen. Als die von dem Eingriff (PEG) gesprochen haben war er ganz unruhig.

Euch ist das ja teilweise mit euren Lieben schon vor einiger Zeit passiert. Habt ihr Ratschläge, manchmal lernt man ja auch viel rückblickend. Danke
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#4
Na klar gibt es Ratschläge.
Als erstes mal die Frühreha abwarten, gucken ob da Fortschritte kommen.
Wenn die Frühreha beendet ist und keine nennenswerten Fortschritte da sind, müsst ihr die Entscheidung treffen.... Pflegeheim oder nach Hause.
Für viele eine Gewissensfrage...... leider, denn Pflegeheim wäre für mich keine Alternative.
Was die Pflege Zuhause angeht... da gibts immer ne Lösung..... wenn man nur will. :-)

Aber soweit seid ihr ja noch nicht..... hoffen wir mal drauf dass es Fortschritte gibt und es schnell voran geht.

Grüsse
Ingo
Ingo ( 02/68 ) pflege meine Frau Christine ( 06/69 ), Wachkoma MCS nach Schlaganfall 2008, pflege seit Mai 2009 zu Hause
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#5
Ja, das ist alles noch Zukunftsmusik. Und dann auch wieder doch nicht so weit entfernt die Frage. Schon im KH wird man gefragt, ob man schon alles "für nach der Reha" planen will.

Also meine Eltern und ich wohnen zusammen und natürlich würden wir ihn gerne wieder in unserer Mitte integrieren. Keiner schließt das jetzt aus. Ich mache mir dazu viele Gedanken. Meine Mama hat davor Angst jmd vllt schwerst eingeschränkten und hilfsbedürftigen Menschen selber zu pflegen und Pflege Leute 24h in einer Wohnung mit wohnen zu haben. Ihr könnt euch das nicht vorstellen, für manche ist es schon schwer Leute auf der Intensiv zu besuchen, wo alles med und pfleg von anderen gemacht wird und es den Leuten "gut" geht. Es gibt enge Familienangehörige von uns, die bisher noch keinen Schritt ins KH zu ihm machen konnten und keine Anstalten machen es demnächst zu tun. Das trifft uns schwer. Natürlich ist es schlimm jmd so zu sehen, den man sonst anders kennt.

Man hat immer die Frage, leiden die Menschen, ist es eine Qual, hat er Schmerzen, ist es sich seines Zustandes bewusst? Letztes halte ich aufgrund seiner Panik-artigen Erregungszustände für immer mehr möglich. Je wacher er ist, desto schlimmer wird die Herzfrequenz. Was kann man tun, ausser die Leute immer Zwangs ruhig zu stellen? Wurden eure Leute auch immer wacher und unruhiger? Letztens war seine Herzfrequenz hoch und er hat die Arme immer wieder zum Herzen geführt, als ob er zeigen wollte mein Herz schlägt schneller als normal und hatte Angst. So sah das jedenfalls aus.

Ich weiß es nicht, wie und was wird, was letztlich möglich ist. Hat jmd Erfahrungen mit diesen WG´s? Es gibt anscheinend nicht nur reine Pflegeheime.

Ingod, wie ist das bei deiner Frau? Jetzt muss ich doch mal genauer fragen. Man sieht sie im Rollstuhl, ihr könnt raus. Was schon mal genial ist, oder? Kommen immer mehr Sachen dazu oder gab es ein Stopp? Könnt ihr reden/kommunizieren, kann sie essen, atmen, sehen, hören? In welcher Reha wart ihr? Hat man euch dort einige Zeit gelassen? Ich habe meine ich gelesen, dass ihr auch aus NRW kommt, Do?

Ich würde gerne aktiv im KH mehr machen, als nur besuchen, reden, berühren. Jetzt ist der Vorfall morgen 3 Wochen. Man hat immer Angst, mal das es meinem Vater schlechter gehen könnte und mal was die Ärzte sagen, letzte Woche haben wir die kaum oder gar nicht gesehen ?, was die vom Sozialdienst sagt, ob er eine Reha bekommt ...

LG Melly
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#6
Hallo Melanie

Du hast in deinem letzten Beitrag gefragt, was du für deinen Vater noch tun könntest.
Ich beschäftige mich mehr mit der ganzeheitlichen Medizin und sehe dadurch das Problem nicht nur vom medizinischen Standpunkt.
Es gibt keine Zufälle - d.h. wenn Dein Vater diese Krankheit bekommen hat, muss es auch dazu eine Vorgeschichte geben, welche den Grund der Krankheit erklärt. Unser Körper besteht nicht nur aus Fleisch und Blut, sondern auch aus Energie (wenn sie auch nicht sichtbar ist). Ebenso haben wir eine Psyche und ein Bewusstsein, welche wiederum mit dem Körper korrespondieren und ihn beeinflussen.

Jedes Organ hat neben seiner "körperlichen Aufgabe" ebenso eine energetische Bestimmung. So hat das Herz z.B. mit Liebe zu tun("es bricht mir das Herz"; sagt der Volksmund...) , Leber mit Aggressionen ("ihm ist eine Laus über die Leber gelaufen.."), Lunge und Darm mit der Umwelt. Das sind keine neuen Erkenntisse, sondern altes Wissen. Sehr viel davon kommt von den Chinesen. Wenn uns eine Krankheit befällt, ist es nicht der Körper, der die Krankheit auslöst, sondern eher die Psyche oder das Bewusstsein. Besonders die Psyche speichert alle unseren Verletzungen, die nicht geheilt wurden, die aus der Kindheit und aus dem folgenden Leben als Erwachsener. Wenn diese psychische Wunde immer wieder neu verletzt wird, manifestiert sich dies im Körper. Die Emotionen (Angst Hass Erniedrigung Schuld etc.), die durch die Verletzung entstanden sind, vagabundieren im Körper und setzen sich dort fest, wo die Verletzung ihren Ursprung hat.

Betrachten wir dazu die Geschichte Deines Vaters, so haben wir zuerst Herzrhythmus-Störung. Das war ein Hinweis, etwas ist mit der Liebe nicht in Ordnung. Es kam die nächste Stufe, der Infarkt. Die Verletzungen haben sich im Körper manifestiert. Das reicht aber nicht, der Vater wird in ein Koma versetzt, bleibt dort hängen.

Du kannst deinem Vater Fotos aus seiner frühen Kindheit zeigen und ihn dabei beobachten. Dort wo er dir emotional erregt erscheint, betest du zu Gott, er möge diese Verletzung von deinem Vater nehmen. Danach bedankst du dich bei Gott. Das Gleiche machst du mit Fotos aus deiner Kindheit, auch die zeigst du ihm in gleicher Weise.

Wünsche dir viel Erfolg und alles Liebe!
lg Dieter
Wünsche Euch alles Liebe!
lg Druide
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#7
Hallo Dieter

Es ist richtig das man nicht Körper / Geist und Seele trennen kann, aber zu sagen das alle Erkrankugnen aus der Psyche kommen ist schw......

Es gibt das natürlich aber nicht bei allem. Und *nur* weil Melanies Vater Probleme mit dem Herz hat, heist das auf KEINEN Fall das etwas mit seiner Liebe nicht stimmt. Soetwas kann sein aber auf keinen Fall kannst du soetwas behaupten und verallgemeinern.

Ich kenne auch Menschen die mit dem herzprobleme hatten und KEINE probleme in und mit der Liebe haben.

Also es kann sein aber es muss nicht.

klar ist das Körper / Geist und Seele zusammen spielen geht es dem einen teil nicht gut kann es Probleme auch an anderer Stelle auslösen.

Ciao Michaela
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#8
Lieber Dieter,

wenn ich solch einen Mist lese wird mir schlecht. :-(

Grüsse
Ingo
Ingo ( 02/68 ) pflege meine Frau Christine ( 06/69 ), Wachkoma MCS nach Schlaganfall 2008, pflege seit Mai 2009 zu Hause
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#9
Hallo Forum,

seit dem letzten Stand der Dinge hat sich wieder etwas getan. Schön, dass jetzt noch ein paar mehr antworten. Nach dem Akutkrankenhaus (wie es so schön heißt) war das nächste Ziel ja die Frühreha. Diese hatte sich um eine Woche verschoben, da er sich MSRA eingefangen hatte.

Jedenfalls ist er jetzt (seit einigen Wochen) in besagter Frühreha und nicht mehr im Wachkoma. Man weiß nicht genau, ob er da erwacht ist oder es schon im Krankenhaus war. Soviel zum Thema, zu 99,9% wacht er nicht mehr auf. Sie waren sich im Krankenhaus so sicher und damals ging es um die wichtige Entscheidung Luftröhrenschnitt ja oder nein. Wenn man da den Ärzten vertraut hätte und was dann noch an (wenn auch minimalen Sachen) dazu gekommen ist!

Ich hatte mich gefreut, weil man denkt ein riesen Schritt wäre gemacht wenn Leute aus dem Wachkoma kommen, aber der Reha-Arzt hat ganz merkwürdig und provokant reagiert, "er ist wach, ansprechbar, na und?" Für "uns" ist das was er so lapidar abtut ein Schritt, denn wie man auch hier und anderswo liest, ist das doch einer der Knackpunkte - das Aufwachen. Egal.

Man sollte meinen, dass jetzt das Glück anfangen würde und es jetzt nach vorne geht. Dem ist leider nicht so. Es werfen ihn immer wieder Fieber und Keiminfektionen zurück. Angeblich sei es so, dass seit der Reha keine weiteren Fortschritte von ihm kommen. Es momentan ein Stopp gibt. Er kann alles bewegen, nur selten auf Kommando. Es ist nicht so, dass er nie was tut. Er reagiert auf Ansprache, guckt zur Tür, guckt gerne TV und wenn man sagt, Guck mal zum Fernsehen da ist dein Lieblingskoch, dann guckt er dahin. Er übt, er versucht mitzumachen. Gestern vormittag hat er auf Kommando auch ein klein bisschen die Zunge rausgestreckt. Als er sich mit dem ganzen Körper aufrichten wollte und ich es dem Arzt gesagt habe, wollte der nicht kommen und sich das ansehen. Man weiß nicht, ob er nicht kann oder nicht will wenn Therapeuten oder Ärzte Kommandos geben und er nicht mitmacht. Manche Leute würden sich aufgeben, wenn sie wacher und sich ihres "neuen" Zustandes bewusst würden. Natürlich denke ich schockt ihn seine neue Lage, aber ich denke nicht das er aufgeben würde.

Kann sein, dass die KK nicht weiter verlängert. Was habe ich euch gesagt, bald geht das Verlängerungsbetteln los. Ich dachte echt, man hätte mehr Geduld. Ich bin mir sicher, dass er mehr kann und noch nicht am Ende ist. (So wie ich auch sicher war, das er aufwacht weil sich nach dem Luftröhrenschnitt erste Remissionszeichen eingestellt haben und es eigentlich weiter ging)
So ein Mist, warum ist ausgerechnet jetzt ein stopp? Was kann ich nur tun, dass er mitmacht das es in der Reha weitergeht?
Ich rede nach wie vor viel mit ihm, meiner Mama fällt es auch 10x leichter als im KH, wir tupfen die Stirn ab, kämmen, berühren.
Er lächelt bei Witzen. Man sieht noch besser, wie es im emotional geht. Genervt und hilflos beim wochenlangen husten und froh wenn wir kommen, uns kümmern und aufmuntern. Manchmal ist er auch trauriger, aber das ist normal.

Sie wollen ihm die Trachealkanüle nicht entfernen, im Krankenhaus meinte man, er könnte schlucken. Die sind sich da aber jetzt nicht so sicher, wollen den Test wiederholen.

Ich wollte die Reha ja unbedingt, aber es sind viele Behandlungen ausgefallen. Gestern auch wieder eine. Wir sind ja nicht doof, kriegen das auch mit. Erst waren wir 3x die Woche da, mittlerweile sind es 4x mal die Woche. Ich würde jeden Tag, wenn ich könnte. Schon alleine um zu sehen, ob er die Behandlungen kriegt. Wir wollen uns jetzt auch mit den Therapeuten unterhalten und der Krankenkasse. Ja, meinte man, wenn es später nach der Reha dann wieder Fortschritte kämen, könnte man ja wieder eine Reha beantragen. Als ob man die kriegt. Immer dieses Kämpfen, immer dieses Betteln.

Ich bin hin und hergerissen, emotional bin ich zurzeit genauso instabil wie mein Vater. Ich weiß nicht, ob ich mich freuen soll wegen dem Erwachen und die Fortschritte die er jetzt erreicht hat (das er uns kennt, weiß wer er ist, er sehen, fühlen und hören kann, vermutlich alles versteht, nur manche Dinge nicht oder noch nicht umsetzen kann) oder todtraurig weil es derzeit nicht weitergeht, die Reha vielleicht bald um ist? Das reden fehlt mir so, klar das mit der Blinzelkommunikation kommt einem schon wie ein riesen Fortschritt vor.

Man hat ein CT gemacht, weigert sich aber andere bildgebende Verfahren zu machen. Es gibt doch Untersuchungen, wo man genau sieht welche Bereiche betroffen sind. Ich verstehe nicht, warum man das nicht macht. Irgendwie wüsste man doch auch wieder etwas mehr. Zwar gibt es keine Garantien, auch dann kann sich noch was tun. Hat man mit euren Leuten mehr gemacht, sie genauer unter die Lupe genommen? MRTs oder sonstwas gemacht.

Ich bin mir nicht 100% sicher, ob man alles tut, ihn maximal fördert. Wie im Krankenhaus, med macht man alles aber darüber hinaus? Ich beobachte ihn genau und weiß das da mehr ist, er ist wach und jetzt soll die Reha um sein? Habt ihr Tipps? Sein Arzt ist sehr nett, ist erreichbar, hört sich immer alles an, aber ist für jegliche Anregungen auch nicht wirklich empfänglich.

Nicht einmal konnten wir mit ihm vor die Tür und das wiegt um so schwerer, weil an schönen Tagen (so gut wie) alle raus dürfen. Klar, wir wollen ihn auch nicht gefährden. Es ist nur so, gerade weil er jetzt so viel mitbekommt, sich umsehen kann, hört und versteht einmal nach draussen zu kommen ihn motivieren würde.

Zu Dieter: Es ist wie es ist und er war und ist schwer Herzkrank. Ich denke das ist der Grund, warum es passiert ist. Er sollte auch bald einen Defi kriegen, dann wäre das vllt auch anders ausgegangen aber leider kam ihm das jetzt zuvor.
Er ist der Oberguru der Familie, auch seine Nachbarn, Kollegen, Kunden mögen und schätzen ihn sehr, fragen immerzu nach ihm. Er hat dieses Mal so viele menschliche Glücksbringer wie nie. Einer der Nachbarn ist zurzeit selber im KH um sein Leben kämpfen und in einem wachen Moment hat er nach meinem Vater gefragt. Ich denke das sagt alles.
Zurzeit zeige ich ihm Fotos, wo wir alle drauf sind und die erst vor kurzem entstanden sind.

Ich habe auch immer ans aufwachen gedacht, wenn er bloß aufwachen würde. Ihn immer nahzu beschwört, wach auf. Und nun, da er so weit ist ist es auch komisch. Man hat was man sich so sehnlich gewünscht habe aber noch weit weg vom Ziel.
Man liest immer, dass wenn die Leute aufwachen, sie (meist schwer) oder zumindest in irgendeine Weise behindert sind.
Das habe ich jetzt leider auch erfahren müssen. was mir Mut macht ist, dass wenig aufwachen und alles ist wieder da. Leute, die vollständig erholt sind brauchten auch Monate zum Altes neu zu lernen. Aber nur wer beständig Fortschritte macht, darf in der Reha bleiben. Irgendwie haben wir ein Ziel erreicht und das ist genial, so habe ich es gewollt aber es ist noch viel zu tun. Wenn nicht in einer Reha, wo dann?

Ihr wünscht euch das aufwachen wie ich & meine Familie, aber glaubt mir das ist auch nicht einfach. Dann kommen neue Probleme, Sorgen. Die Ungeduld, die Unwissenheit, das Bangen, Hoffen und Wünschen machen mich fertig. Man will was tun, aber weiß nicht was. Und jetzt muss ich wieder in den Krieg ziehen und kämpfen, dass er da noch ein bisschen Zeit bekommt.
Käpfen, betteln, argumentieren, diskutieren... mache ich eigentlich noch was anderes?

Ich versuche immer den Blickwinkel meines Vaters zu sehen, was wenn man alles oder vieles versteht, mehr und mehr versteht was (momentan) alles nicht mehr geht und man obwohl es so viele Fortschritte (von Krankenhaus bis Reha) gibt, man ihn jetzt aufgibt und abschiebt? Man sieht andere Patienten, es wird gesagt man soll nicht nach links und rechts schauen und tut es doch. Was können die, was machen die nicht. Wenn ich eins seit der Reha gelernt habe dann, es ist wirklich jeder anders.

Für alle die betroffene Kinder haben, habt ihr von dem Family Hope Center in Amerika gehört? Ich weiß nicht, ich finde deren Ansatz und deren Erfolge beachtenswert. Leider sind die allein auf Kinder fokussiert. Gibt es sowas Ähnliches auch für Erwachsene und idealerweise in Europa *wünsch?

Schön. dass es das Forum gibt. Ach ja, ich denke daran evtl. ein Homepage oder einen blog zu machen.

Ich versuche mich aufzubauen. Zum Bsp. denke ich daran wie er im KH ewig lange die Beine oder Füße nicht bewegt hat. Ich habe mich immer gefragt, was ist mit dem Unterkörper? Ist er gelähmt? Alles was kam, betraf den Oberkörper. Irgendwann bewegt sich ein Zeh, gegen Ende der KH Zeit konnte er die Knie anheben, jetzt mit den Füßen sich abdrücken.
Oder das gucken, erst war es gezielter ein Auge, dann beide. Erst guckte er uns direkt aber immer nur kurzan, jetzt solange man redet und darüber hinaus. Wir wussten das er hört, bevor es die Ärzte merkten. Die dachten man müsste laut Klatschen oder sonstwas veranstalten, dabei hat er bei geringeren Geräuschen schon reagiert. Aber genau das ist das Ding, das KH war Minuten von uns weg, da konnten wir täglich stundenlang beobachten. Mit der reha geht das nicht, ihn jetzt 4 mal die Woche zu besuchen ist ein riesen Stress und Aufwand für uns. Einmal haben wir in dem Ort übernachtet. Er kommt uns und auch dem Art immer wacher vor, trotz schwächender Keime. Er kann auch immer länger von Sauerstoff befreit werden. Was erwarten die an Fortschritte, soll er um das Bett tanzen? Warum sehen die nicht, dass er versucht sich aufzurichten? Erst immer Papa bitten aufzuwachen, jetzt bitte mach mit, was irgendwas Neues das du noch da bleiben kannst...

Alles Gute für eure Lieben.
LG, Melly
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#10
Hallo Melly,

das sind tolle Fortschritte die dein Papa da macht.

Wenn ich so deinen Bericht lese muss ich an die Zeit denken als meine Frau in der Reha war.
Auch ich dachte damals dass mehr Reha auch mehr hilft und habe immer wieder versucht Verlängerungen zu bekommen.
Irgendwann wurde nicht mehr verlängert und ich war sehr verärgert darüber.

Heute denke ich da anders drüber und würde keine weitere stationäre Reha mehr beantragen.
Wirkliche Fortschritte hat meine Frau erst gemacht als sie zuhause war und Therapien hat sie zuhause mehr als in jeder Rehaklinik.
Dass das allgemeine Wohlbefinden in der häuslichen Umgebung auch viel besser ist brauch ich wohl niemandem erzählen.

Grüsse
Ingo
Ingo ( 02/68 ) pflege meine Frau Christine ( 06/69 ), Wachkoma MCS nach Schlaganfall 2008, pflege seit Mai 2009 zu Hause
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