Was darf ein Jahr Leben kosten?
#1
Und schon wird das ganze Problem öffentlich. Wirklich interessant daß auch hier mal wieder nur die Gesundheitskosten Grundlage der Diskussion sind und nicht die Unsummen die z.B. im Zusammenhang mit der Kriminalität, überbezahlten Oberbossen und ähnlichem anfallen.

Zitat:Was darf ein Jahr Leben kosten? 5000 Euro, 50 000 Euro? Viel weniger, oder gar viel mehr? Wer entscheidet darüber, was ein Jahr Leben kosten darf? Und ist es ethisch überhaupt legitim, den Wert eines Lebens in Geld aufzurechnen?

Das sind Fragen, die bei einem Expertengespräch auf dem Wiesbadener Internistenkongreß diskutiert worden sind - oder besser: diskutiert werden sollten. "Das Thema ist schwierig und komplex", hatte der Präsident der Deutschen Gesellschaft für Innere Medizin Professor Manfred Weber bereits im Vorfeld der Sitzung klargestellt, "aber die Diskussion ist dringend erforderlich."

Die Solidargemeinschaft kann nicht alles bezahlen

Hier der komplette Bericht : Ärzte Zeitung, 07.04.2005

Und hier ein erster Kotz "toller" Vorschlag : Finanzexperte fordert 1000 Euro Selbstbehalt
Hoffnung ist nicht die Überzeugung dass etwas gut ausgeht, sondern die Gewissheit, dass etwas Sinn hat, egal wie es ausgeht. (Vaclav Havel)
HP www.sedolin.de
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#2
Hallo Bettina,

ein schöner Bericht, für die allerletzten, die die Angelegenheit noch nicht gerafft haben. Schön auch der Prof. (Name vergessen), Initiator der Tagung, welcher "enttäuscht und ernüchtert" lt.Bericht, feststellen musste, dass es noch ein bischen Medienarbeit bedarf, um die Leute von der Notwendigkeit der Hilfeverweigerung zu manipulieren.
Aber, keine Sorge, Hansel, das wird schon werden. Die Leute sind dumm wie Stroh.

Die Tatbestände werden niemand nennenswert kümmern.
Getarnt wird die Ablehnung der Hilfe seitens der Ärzte/ Kliniken/ Pflegeheime durch Täuschung.

Kommuniziert für den Pöbel/die Gesellschaft vordergündig durch Verschiebung auf falsch verstandene "Nächstenliebe".
Welche immer wieder durch die Medien geistert. Das geht dann so:
Ehefrau oder Ehemann oder Eltern wollen dem Hilflosen/Wachkoma/Dementen/Behinderten sein Leid ersparen.

Wie oft hast Du nicht schon im Bekanntenkreis und in der Familie gehört: Ach, wäre es nicht besser.....?
Ich schon sehr oft, ich habe aus diesem Grunde viele Bekannte und meine Eltern rückstandslos aus meinem und meines Kindes Leben entfernt.
Aber nicht jeder kann diese Konsequenz erbringen.
Es wird zu gesellschaftlichen Kompromissen kommen. Den Kürzeren ziehen wie immer die, welche nicht mehr auf ihren "Menschenrechten" bestehen können. Aus welchem Grunde auch immer.
Menschliches Leben und menschliche Würde ist nicht unantastbar, das war aber schon immer Wunschdenken.

Leben ist verfügbar, und richtet sich nach Nützlichkeit.

Dies zu sehen sind die meisten Menschen zu beschränkt und zu engherzig auf die eigenen Interessen konzentriert.
Sie werden so zu Mitläufern, zum Teil zu Mittätern (ausführende Ärzte,Rechtsanwälte,Richter usw.) oder zu Opfern dieser Verfügbarkeit.


Grüsse,
Nikola Maria


PS: Heute pilgern laut Nachrichten mehr als fünf Millionen Menschen nach Rom zum Begräbniss von Johannes Paul II, ob sie verstanden haben, was Er mit dem Schutz des Lebens und der Heiligkeit des Lebens meinte?
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Es ist unklug, das Leben nach dem Zeitbegriff abzumessen. Vielleicht sind die Monate, die wir noch zu leben haben, wichtiger als alle durchlebten Jahre. (Leo Tolstoi)
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#3
Hey Nikola,

ich denke nicht daß die Mehrheit der Menschen dies versteht. Die Ironie ist ja eigentlich, daß unsere Kinder bei weitem nicht so kostenintensiv sind wie viele andere "nur" kranke oder leicht behinderte Menschen. Wird nach persönlichem Budget abgerechnet, dann kommen wir eigentlich sogar noch ganz gut bei weg.

Viele andere jedoch werden ihr Budget ratz fatz ausgeschöpft haben - und ich denke erst dann fangen die meisten an zu begreifen. Nur dann ist es zu spät.

Menschen sind super einfach zu manipulieren. Die Medien haben die Macht und sie lassen sich mißbrauchen. Wie sagte Dein Anwalt mal so nett : Ein Mietmaul nehmen Big Grin.

Übrigens - der Romaufruhr dienst nur dem Abschied (von einem wirklich tollen Menschen), nicht aber dem Verständnis. Dafür wird auch schon die Predigt sorgen !

Liebe Grüße
Bettina
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#4
Liebe Bettina,

im Radio läuft hier die Heilige Messe für den Papst, gerade wird die heilige Kommunion zelebriert, es wird viel von Liebe gesprochen. Wirklich schön, leider wohl meist ohne Lerneffekt für den Alltag.

Aber ich wollte einen Nachschlag aus dem praktischen Leben zu meinem oberen Beitrag noch anführen.
Als mein Sohn in einem ernsten Fall, ich muss das jetzt nicht näher ausführen (bin auch mit Ohren und Konzentation in Rom), in der Klinik nicht annähernd korrekt behandelt wurde, und ich die Lebensgefahr für mein Kind sah, rief ich die Polizei.

Und was soll ich sagen, ganz plötzlich funktionierten die Ärzte, auch der OA stieg aus seinem Bett und quälte sich ins Klinikum, etc.
Es wurden dann nach endlosen Diskussionen mit Polizei und Ärzten notwendige Massnahmen "gewährt".
Inklusive Stafanzeige gegen mich.

Darauf läuft auch Dein oben eingestellter Bericht hinaus, die Ärzte wollen juristische Sicherheit, um die Behandlungsmöglichkeiten bei "Unnützen" rechtlich abgesichert herunterfahren zu können.


Grüsse,
Nikola Maria
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#5
Hallo Bettina,

Du schreibst, unsere Kinder sind nicht kostenintensiv.

Dabei bedenkst Du nicht, dass Du die Verpflichtung hättest, für Deinen Lebensunterhalt sowie den Deiner Kinder selbst zu sorgen.

Nicht Kostenintensiv? Miete, Lebensunterhalt für Dich und Kinder, Zuschläge, Deine KV, und was es so alles gibt an finanzieller Zuwendung, dazu kommen nur zusätzlich die Krankenkosten rund um Cedric.

Liebe Bettina, entschuldige, aber das sehe ich anders, wie gesagt, der Normalfall ist, dass man sein Lebensunterhalt selbst erwirtschaftet.

Sozialhilfe ist nur Nothilfe, und man sollte schauen, dass man so schnell als möglich nicht weiter anderen auf der Tasche liegt.


Grüsse, NuV

(Entschuldige, aber das sollte schon wahrgenommen werden.)
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#6
Zitat:Original von ursel2
Sozialhilfe ist nur Nothilfe, und man sollte schauen, dass man so schnell als möglich nicht weiter anderen auf der Tasche liegt.
Sag das mal denen, die zu faul sind zum arbeiten. Davon gibt es in diesem unserem Lande leider Unmengen.
liebe Grüße

Ginome

Tipp
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#7
Spiegel Artikel 4.4.05

Geld oder Leben


Wird bei Wachkoma Patienten an der Pflege gespart? Im Harz sollen Menschen gestorben sein, weil ein Heim kosten reduzieren wollte.


Der 25.Jan des vergangenen Jahres sollte ein besonderer Tag für den Wachkoma-Patienten Mario L. werden. Zur Feier des 40 Geburtstags waren seine Ehefrau, die neunjährige Tochter und 14 Angehörige ins Pflegeheim Fichteneck am Stadtrand von Braunlage gereist.
Doch aus dem Fest wurde nichts. Am frühen Nachmittag bekam Mario L. immer schlechter Luft, die Fingerkuppen liefen blau an. Der am ort niedergelassene Arzt Peter Kobarg wurde gerufen. Er diagnostizierte eine "fortgeschrittene Lungenentzündung", wies den Patienten sofort ins Krankenhaus ein. Aber die Hilfe kam zu sät. Am nächsten Morgen starb Mario L.
Als der Arzt von dem Tod erfuhr, brach er sein Schweigen und erstattete Anzeige bei der Kripo. Sein Vorwurf wiegt schwer. Mario l. sei nicht der erste Falll in diesem Heim, der "wegen unzureichender ärztlicher Versorgung" gestorben sei, gab der Arzt zu Protokoll.L. sei ein weiteres Opfer von Sparmassnahmen, er könnte noch leben, wenn er angemessen behandelt worden wäre. Die Braunschweiger Staatsanwaltschaft ermittelt seitdem wegen des Verdachtes der fahrlässigen Tötung genen den Heimbetreiber.

Der Fall L. berührt einen äußertst sensiblen Punkt der Pflege von Schädel-Hirn-Verletzten. Wie viel will, wie viel kann sich eine Gesellschaft die Betreuung von Wachkoma-Patienten kosten lassen?
Muss auch jenen Patienten eine Rundumversorgung garantiert werden, deren Besserungschancen minimal sind?
Existiert in Deutschland tatsächlich eine Art "Geldbeutel-Euthanasie", wie es Gerhard Hellmands, der Präsident einer Wachkoma-Stiftung, behauptet, etwa wenn teure Sondenkost verweigert wird?

In Deutschland gibt es rund 10.000 Wachkoma_Patienten, ihre Betreuung kostet jährlich etwa eine halbe Milliarde Euro. Rund 2000 Spezialpflegeplätze stehen für schwerste Fälle bereit. Die meisten Heime, wie das 51-Betten-Haus Fichteneck werden privat betrieben. Der Bedarf wächst. Die Intensivmedizin rettet immer mehr Menschen, die unter anderem einen Schlaganfall oder ienen Unfall erlitten haben. Rund 3500 Patienten fallen pro Jahr ins Dauerkoma.
Für Angehörige kann das den finanziellen Ruin bedeuten. Bis zu 15000 Euro kostet ein Platz monatlich. Im Fichteneck fallen bis zu 4300 Euro pro Patient an, allerdings auch, weil dort kein Arzt ständig vor Ort ist. Den Großteil des Betrages muss die Familie übernehmen. Der Grund: Wachkoma-Patienten gelten als "austherapiert", da zahlt keine Krankenkasse. Die Pflegekasse überweist im Höchstfalln 1700 Euro. Und das Sozialamt kommt erst auf,wenn engste Angehörigen Ihr Privatvermögen aufgebraucht haben.
Vor diesem Hintergrund verwundert es kaum, dass zwei Drittel der Wachkoma-Patienten in ihrer Familie gepflegt werden. Die Angehörigen sind oftmals völlig überfordert. Bei alleiniger Versorgung bekommen sie 665 Euro von der Pflegekasse ausgezahlt. Betreut werden diese Patienten von einem Hausarzt. Ein Umstand, den der Beteiber des Fichtenecks, Rainer Wolf, für seine Argumentation nutzt: Wenn Wachkoma-Patienten, die zuhause lebten, von Hausärzten betreut werden, müsse das auch in Heimen möglich sein. Das sei gesetztlich auch so voergesehen. Im Fichteneck jednfalls sein die "ärztliche Versorgung mehr als ausreichend gesichert".

Für Hausarzt Kobarg sieht die Realität anders aus. Mehrmals habe er Patienten in höchster Not in ein Krankenhaus einliefern lassen - ein aufwendiges Unterfangen in einer bergigen Gegend, in der die nächste Klinik 25 Kilometer entfernt liegt. Einige Male kam jede Hilfe zu spät. Ein unhaltbarer Zustand, fand er und schrieb Briefe an Krankenkassen, Berufsgenossenschaft und Kassenärztliche Vereinigung.
Es änderte sich nichts. Im Gegenteil: Am 24.Oktober vergangenen Jahresstarb der 43-jährige Kurt-Jürgen S. Auch bei ihm war es eine lungenentzündung, wieder kam Kobarg zu spät, und erneut stellter er Anzeige wegen fahrlässiger Tötung.

Gegen das Hausarztmodell spricht zudem die verzwickte Abrechnungspraxis im Gesundheitswesen . Pflegekassen zahlen für akute Krankheiten wie Lungenentzündungen nicht, dafür sind die Krankenkassen zuständig. Hausärzte aber müssen die Versorgung der Dauerpatienten über ihr Praxisbudget abwickeln, und damit wird der Etat für ihre anderen Patienten geringer.
"Seit langem gibt es ein Hickhack um die Verteilung des Geldes", sagt Ralf Schmutz-Macholz, Vorstand der Bundesarbeitsgemeinschaft Phase F, in der 65 Pflegeeinrichtungen vertreten sind. Weil die Kassen einen Arzt in den Heimen nicht finanzieren, empfliehlt die Organisation jetzt, Pflegehäuser nur noch in der Nähe von Kliniken einzurichten.


Autoren: Michael Fröhlingsdorf, Udo Ludwig

Spiegel vom 4.4.05


Hallo Bettina,
integerer Mann, dieser Arzt, nicht war?

Menschen, die angesichts von Ungerechtigkeit und Profitstreben zulasten anderer Menschen Leben das Rückrad haben, ihre Meinung zu sagen, auch Inkaufnahme persönlichen Ungemachs, sind so selten.
Dabei könnte das jeder. Wenn nicht Feigheit im Wege stünde.

Heul2

Grüsse,
Nikola Maria
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#8
In der Tat ein äußerst couragierter Arzt.

Bezeichnend für unseren Staat finde ich, daß bislang scheinbar keine seiner Klagen wirklich ernsthaft verfolgt wurden.

Hätten alle Ärzte diese Courage, dann gäbe es viel weniger Leid in unserem Lande, was letztendlich auch den Kassen zugute käme. So ist es jedoch viel rentabler zu pfuschen, auszuschlachten und zu vertuschen !

Traurige Grüße
Bettina
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